Zwiegespräche in der Beziehung – Gesprächsrituale inspirieren die Partnerschaft
Gesprächsrituale in Partnerschaften verhindern Trennungen am ehesten. Das zumindest glauben Paare, die sich an ein Beziehungscoaching bei mir heranwagten. Ich, Sylvia Bieber, BewusstSEIN-Coach und Familienstellerin habe mich u. a. auf diese Form des Coachings spezialisiert – und gerade (am 13. August 2021) den 3. Platz beim RED FOX Award als Beziehungsexpertin gewonnen.
Zwiegespräche nach Lukas Moeller gehören zu solchen Gesprächsritualen. Näheres zu diesem Ritual können Sie in diesem Blogartikel lesen.
Was Statistiken über Beziehungen und Scheidungen sagen
Laut dem Statistischen Bundesamt und dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) weisen Ehen, die seit fünf bis neun Jahren existieren, das höchste Scheidungsrisiko auf. Gründe dafür gibt es viele, doch einer wird immer wieder genannt: mangelnde Kommunikation.
Wenn wir der Statistik glauben dürfen, reden Paare, die seit sechs Jahren miteinander verheiratet sind, nur noch neun Minuten wesentliches miteinander. Wie soll während dieser Zeit Nähe und Intimität aufkommen?
Es reicht höchstens für s. g. Verwaltungsgespräche: Was essen wir heute Abend? Hast Du den Termin beim Arzt ausgemacht? Kommen Deine Eltern am Wochenende zu Besuch? Kannst Du den Kleinen vom Kindergarten abholen?
Kein Wunder, dass die durchschnittliche Ehedauer bis zur Scheidung im Jahr 2019 bei 14,8 Jahren lag. Wer solch „tiefschürfende“ Gespräche lange genug geführt hat, hat irgendwann die Nase voll. Besonders dann, wenn jemand daherkommt, mit dem man inhaltsreichere und intimere Themen führen kann.
Positiv ist jedoch zu bemerken, dass bei 88,2 Prozent der Scheidungswilligen der Scheidungsantrag mit Zustimmung des Ehegatten oder der Ehegattin gestellt wurde. Wenigstens an diesem Punkt herrscht offensichtlich weitgehendst Einigkeit. Vielleicht wurde darüber sogar länger debattiert.
Ist-Situation des Gesprächsverhaltens klären
Im Beziehungscoaching frage ich Paare oft, wann sie das letzte Mal über irgendetwas, was sie gefühlsmäßig stark bewegte, sprachen. Und zwar zusammenhängend, störungsfrei und intensiv. Kaum ein Paar kann mir sagen, wann das war. Was sie jedoch wissen: wann sie sich zuletzt stritten. Wann sie sich verletzt, abgelehnt, gedemütigt oder respektlos behandelt fühlten.
Weitere Fragen, die ich stelle, sind:
- „Kommen sie lieber nach Hause oder gehe sie lieber?“
- „Seit wann bemerken sie, dass ihre Beziehung langsam abstumpft, dass die Liebe immer mehr versickert und sie unaufhaltsam resignieren?“
- „Wann haben sie das letzte Mal miteinander geschlafen?“
- „Weshalb nehmen Sie hin, dass Ihre Partnerschaft ohne Liebe auskommen muss?“
- „Was lässt Sie stumm resignieren?“
- „Hängen Sie vielleicht der Überzeugung an, dass ‘das nun mal nach vielen Jahren Beziehung normal ist’?“
- „Glauben Sie, ‘dass es anderen Paaren auch nicht anders geht’?“
So lässt sich eine Beziehung neu beleben
Um ein Beziehungscoaching effektiv zu gestalten, muss es dem Paar einleuchten, dass das Gespräch miteinander immens wichtig ist. Und zwar ein wirkliches Gespräch. Eins, bei dem das zum Ausdruck kommt, was gefühlsmäßig bewegt.
Michael Lukas Moeller hat dafür das sogenannte Zwiegespräch erdacht. Moeller hält sich diesbezüglich an Nietzsche. Dieser sagte, dass die Ehe vor allem ein langes Gespräch sei.
Die Ehe als langes Gespräch. —
Man soll sich beim Eingehen einer Ehe die Frage vorlegen: glaubst du, dich mit dieser Frau bis ins Alter hinein gut zu unterhalten? Alles Andere in der Ehe ist transitorisch, aber die meiste Zeit des Verkehrs gehört dem Gespräche an.
Jedoch: Wir haben Angst, uns verletzbar zu machen, wenn wir über das Gespräch Gefühle zeigen.
Ich empfehle dem Hilfe suchenden Paar sich regelmäßig für solche Zwiegespräche Zeit zu nehmen. Das Paar trifft sich einmal pro Woche zu solch einem Gespräch.
Während 90 Minuten hat jeder der Partner wechselseitig jeweils 15 Minuten Zeit, um über all das zu reden, was ihn gerade bewegt. Jegliche Störung von außen sollte ausgeschlossen werden – kein Telefon, Computer, TV, Kinder, etc.
Das Paar spricht darüber, wie es sein Leben und die Beziehung erlebt. Der andere darf den Redefluss des Partners nicht unterbrechen, er hört einfach nur zu. Es ist wichtig, dass das Gesagte nicht kommentiert wird, sondern wirklich so im Raum stehen bleibt, wie es gesagt wurde. Das Gespräch bleibt offen. Antworten sind nicht erwünscht. Jeder entscheidet für sich, was und wie viel er sagen mag.
Durch die Erfahrung lernen beide, dass größtmögliche Offenheit am weitesten führt. Oft kommen bei solchen Gesprächen Dinge ans Licht, die dem Anderen vorher gar nicht bewusst waren. Auch der, der spricht, erlebt plötzlich erhellende Momente. Dadurch, dass niemand ihn unterbricht und er sich beim Reden selbst zuhört, kann er tiefer in sein Erleben und Wahrnehmen einsteigen.
Diese Bedingungen sind an ein Zwiegespräche gebunden:
- Probleme nicht abschwächen oder kleiner machen
- Keine Themen aussparen
- Gesprächspausen zulassen und aushalten
- Das Kreisen um immer wieder gleiche Themen hinnehmen
- Keine Vorwürfe, bohrende Fragen oder Ratschläge
- Ich-Botschaften erleichtern diese Form des Gespräches sehr
Statt zu sagen: „Du hilfst nie im Haushalt, kommst sowieso immer erst sehr spät nach Hause und dann hast Du keine Zeit und Lust auf mich und die Kinder“, könnte die Formulierung hilfreich sein: „Ich fühle mich mit der Hausarbeit im Stich gelassen und bin frustriert, da ich keine Anerkennung erhalte und mich auch nicht begehrt fühle.“
Folgende Probleme können beim Zwiegespräch auftreten:
- Einer von beiden (oder auch beide) möchte mit diesen Gesprächen den anderen ändern
- Der seelische Schwerpunkt wird während des Gesprächs auf den anderen verschoben. Der Mensch ist weg von sich
- Das Gespräch gleitet in Vorwürfe ab
- Unbewusst baut das Paar (oder einer von beiden) einen Widerstand auf und kreiert Situationen, die das Zwiegespräch nicht stattfinden lassen
Natürlich machen Zwiegespräche nur dann Sinn, wenn beide Partner sich dazu bereit erklären.
Zwiegespräche können helfen vergangene Verletzungen und Frustrationen zu heilen, Ärger und Blockaden zu lösen und Ängste abzubauen. So können wieder Nähe und Intimität zunehmen und eine liebevollere Verständigung ist möglich.
Feedback eines Paares
Die Frau: Am Anfang waren diese Gespräche für uns beide sehr ungewohnt. Zwischenzeitlich sind sie uns zu einem liebgewonnenen wöchentlichen Ritual geworden. Die Wirkung ist schier unglaublich. Es kommen plötzlich Themen auf den Tisch, mit welchen ich nie und nimmer gerechnet hätte.
Der Mann: Wir erkennen eventuelle Probleme frühzeitig und können so gegensteuern, bevor wir uns streiten. Die Gespräche haben einen reinigenden Charakter und ich werde zunehmend offener. Auch mir selbst gegenüber.
Ein anderer positiver Effekt ist, dass diese Kommunikationsregeln, die da von Moeller aufgestellt wurden, auch mit „normalen“ Beziehung funktionieren. Ich drücke mich generell verständlicher aus und erwarte von meinem Gesprächspartner nicht mehr, dass er mich einfach so versteht.
Wenn auch Sie Ihre Partnerschaft neu beleben wollen und nach Inspiration suchen, freue ich mich, wenn Sie sich für ein Beziehungscoaching bei mir melden.
Herzlichst
Ihre Sylvia Bieber
Über die Autorin: Sylvia Bieber
Meine Mission ist Ihre Selbstkompetenz!
Ich liebe es, wenn Klienten nach einem Coaching mit Sätzen wie: „Ich kann das“, „ich mach das“, „ich traue es mir zu“, meine Praxis verlassen und sich selbstbestimmt und unabhängig fühlen.
Gerne helfe ich auch Ihnen, sollten Sie sich frustriert, machtlos oder angstvoll fühlen. Ich zeige Ihnen, wie Sie da ändern können – und Ihre Lebensfreude kehrt zurück.
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