Liebe Sylvia,

es ist jetzt ein Jahr her, das mit meinem Zusammenbruch, wo ich in die dunkle Nacht meiner Seele abgetaucht bin… Es hat lange gedauert, bis ich mich da wieder rausgekämpft habe.

War es Kampf? Wohl eher eine Zeit der Stille, der Kraftlosigkeit, der Ängste und Unsicherheiten. Diese Hoffnungslosigkeit, verbunden mit der Frage: „Komm’ ich da jemals wieder raus?“ Und das, gefangen in einem Krankenhaussystem, das dafür absolut nicht geeignet war.

Aber – ich habe es geschafft! Meine Seele ist aus dem Dunkel wieder aufgetaucht…

Viele Telefonate mit Sylvia haben mir meinen Weg gezeigt. Mit der Erkenntnis, dass auch ein dunkles Tal zum Leben dazugehört. Wo kein Schatten, da kein Licht, wie wahr…

Ich bin dann im Mai mit viel Angst im Gepäck zur Herzheilungswoche nach Andalusien geflogen. Das Beste, was mir passieren konnte. Hier durfte ich sein, fühlen, in mich spüren… Eine Woche unter Suchenden, unter Menschen, die auf dem Weg sind, was verändern wollen, hinschauen.

Das hat mich ein Stück weit heilen lassen. Und meine wahren Wünsche, meine Visionen, Träume erspüren lassen.

Ich wusste, jetzt mach’ ich es, ich geh’ auf die Bühne! Mein Talent zu schreiben, mit meiner Gabe Menschen zum Lachen zu bringen auf die Bühne zu gehen.

Ein selbst geschriebenes Stück, mein Baby, ruhte seit Jahren in der Schublade. Sporadisch hervorgeholt, aber immer wieder zurückgelegt, mit Ängsten, das schaff’ ich nicht, das wird nichts, wer will das überhaupt sehen…

Dann kam bei Sylvia die Abschlussübung nach einer Woche Herzheilung: Ein Paket Fimo (Knetmasse) lag auf jedem Platz und wir sollten daraus unseren größten Wunsch, unseren größten Traum, formen. Und zwar so, als wäre er schon da, und so groß, wie wir ihn uns nur in unseren kühnsten Träumen vorstellen konnten, größer als alles jemals dagewesene…

Da wusste ich es: Ich geh’ nach Hollywood! Ich stellte mir vor, ich bin für den Oskar nominiert, sitze im Publikum und höre eine Stimme: „And the oskar goes to Rita Winter from Germany…“

Tosender Applaus bricht los, und ich stehe, bekleidet mit einem atemberaubenden Abendkleid auf der Bühne und halte meine Laudatio.

Da war er, mein Olymp… So groß, dass es gar keine Zweifel mehr gab, ich würde es schaffen. Ich mach’s…

Zu Hause hab’ ich sofort an meinem Stück weitergeschrieben, Aufführungstermine in einem kleinen Theater in meiner Nähe festgemacht. Den Theaterleiter kenn’ ich seit Jahren persönlich. Meine Freundin, die praktischerweise auch noch Regisseurin ist, gefragt, ob sie Regie macht und los ging es…

Ihr seht, alles war eigentlich schon da, nur ich habe noch gefehlt…

Und immer wenn jetzt Ängste oder Zweifel kamen, hörte ich den Satz: „And the oscar goes to Rita Winter from Germany“ und sofort fühlte ich mich mega stark und wusste, ich schaff’ das!

Am 12. November 2022 um 20:00 Uhr öffnete sich der Vorhang für mein Stück, mein Baby: “Die Irrungen der weiblichen Hysterie”.  

Und es wurde und ist immer noch ein großer Erfolg. Ach was, ein mega großer Erfolg. Ausverkaufte Vorstellungen, so das ich jetzt im neuen Jahr weitere Vorstellungen haben werde.

Jeder von uns hat so einen Olymp in sich. Ich weiß das, manchmal muss man erst durch ein dunkles Tal gehen um sich endlich zu trauen… aber es lohnt sich, immer! vielleicht auch um manchmal einfach nur sagen zu können: Ich hab es versucht…

Danke Sylvia, das du immer da bist, auf so wunderbare weise immer weißt, was ich brauche. Nach einem Gespräch mit dir ist alles viel leichter, das schwere wir leichter, hat plötzlich einen Sinn. Ich habe gelernt, auch ein tiefes dunkles Tal hat schöne leuchtende Seiten. Man muss sie nur sehen.

Meine Freundin hat mir diese CD geschenkt, war auf einem Konzert von diesem Rüdiger Maul und hat ihn dann gebeten, diese Widmung für mich auf die CD zu schreiben… er war wohl etwas irritiert, hat es aber dann getan…

Ich bin so stolz, ich platze gleich…

Liebe Grüße
Rita