Liebe Perle der Liebe,
vielleicht fragst Du Dich, wieso ich einen so provokativen Betreff gewählt habe. Möglicherweise bist Du auch ganz schnell mit Deiner Antwort, die klar – JA heißt. Wer will schon von sich behaupten, diesbezüglich nicht frei zu sein? Doch stimmt das wirklich?
Hierzu eine kleine Geschichte aus meiner Kindheit:
Ich bin in einer kleinen Gemeinde mit vielleicht 800 Seelen aufgewachsen. Die ersten vier Schuljahre – wir waren 8 Schüler (3 Mädchen und 5 Jungs), verbrachte ich mit drei weiteren Klassen in einem Klassenzimmer. Anfangs waren wir die Kleinen und irgendwann natürlich die Großen.
Relativ schnell lernte ich, dass ich nicht malen kann. Oft genug hörte ich das von meiner Lehrerin und glaubte ihr natürlich. In der sechsten Schulklasse kam ein junger Referendar an die Schule und übernahm meine Klasse. Von Anfang an lobte er mich für meine kreative Malkunst und gab mir das Gefühl, so wie ich male, etwas Besonderes zu schaffen.
Er war es auch, der dafür sorgte, dass ich die Aufnahmeprüfung für die Realschule machte. Immer wieder kamen von ihm Sätze wie: „Sylvia, denke selbst nach, was würdest Du tun? Meine Meinung ist hier nicht wichtig, entscheide selbst!“ Nie vorher hörte ich solche Worte.
Lieb, folgsam und nett sollte ich sein. Brav war man damals, wenn man still war und gehorchte. Widerworte oder das Hinterfragen von unlogischen Anweisungen wurde mit dem Stock bestraft.
Vor kurzem hörte ich ein Interview, bei dem der Interviewer seinen Gast fragte, woran sie sich aus ihrem Physikunterricht am Gymnasium noch erinnern würde. Sie konnte nicht antworten. Es war nichts wirklich abrufbar.
Auch ich erinnere mich nur an ganz wenig Stoff aus meiner Schulzeit. Was ich jedoch lebhaft erinnere, ist das eine Schuljahr mit dem Lehrer - Herrn Schwarzbach. Ich benutze noch heute die Eselsbrücken, die er mir in etlichen Fächern baute. Ich sehe sein verschmitztes Lächeln, wenn ich ihm bei einigen Dingen vehement widersprach. Er stachelte mich an, zu widersprechen. Ich sollte zu meiner Meinung stehen, argumentieren und mich nicht so leicht von meiner Betrachtungsweise abbringen lassen.
Ich bin überzeugt davon, dass dieses Jahr bei Herrn Schwarzbach meine schulische Laufbahn rettete. Wenn mir heute „betreutes Denken“ begegnet, sehe ich sein Lächeln vor mir und höre ihn sagen: „Sylvia, selbst denken, selbst entscheiden!“
Weshalb erzähle ich Dir das?
In meinen Coachings begegnen mir viele Klienten, die weit davon entfernt sind, frei zu denken, zu entscheiden und zu handeln. Sie haben die Stimmen der Eltern, Chefs, Nachbarn, Freunde oder der Regierung verinnerlicht. Sie scheuen die Konsequenzen eigener Entscheidungen und Handlungen. Oft argumentieren sie innerlich (oft auch äußerlich) so lange, bis sie komplett in der Opferrolle gefangen sind. Schließlich können sie nichts dazu, dass der Chef unbezahlte Überstunden einfordert, Freunde immer zu spät kommen oder die Regierung Maßnahmen verhängt.
Andere wiederum agieren, bedingt durch diese inneren Stimmen, solange, bis sie zu Tätern werden. Sie stecken dem Konkurrenzunternehmen Interna zu, lassen Freunde hängen und lehnen Maßnahmen, egal ob sinnvoll oder nicht, kategorisch ab.
Die dritte Gruppe von Klienten schwingt sich zu Rettern auf. Sie organisieren in der Firma wechselnde Schichten, erklären den Freunden, wie man pünktlich sein kann und dehnen die Maßnahmen noch auf weitere sinnvolle oder -lose Handlungen aus.
Schaffen wir es, frei zu denken – in alle Richtungen und Eventualitäten – können wir fundierte Entscheidungen treffen und dadurch frei handeln. Dies natürlich mit allen Konsequenzen. Jedoch im Bewusstsein des eigenen freien Wollens. Dann befreien wir uns aus dem "Dreieck der Ohnmacht".
Als Coach arbeite ich diesbezüglich folgendermaßen:
- Meine Klienten sprechen ihre Überlegungen in allen Facetten aus
- Ich frage vertiefend nach, sodass neue Denkprozesse entstehen können
- Dann helfe ich ihnen dabei, Entscheidungen zu treffen, mit deren Konsequenzen sie leben können
- Anschließend besprechen wir die entsprechenden Handlungsschritte.
- Diese erproben meine Klienten häufig als Erstes in ihrer inneren Realität oder beim Probehandeln mit mir als „Sparringpartnerin“
Wenn auch Du
Hilfe zur Selbsthilfe bei einem persönlichen Thema benötigst, freue ich mich, wenn Du einen
Coaching-Termin mit mir vereinbarst.
Herzliche Grüße
Sylvia
PS: Ich habe einen neuen
Blogartikel geschrieben: "Bennifer 2.0 – Liebescomeback im reiferen Alter - Warum die Liebe eine zweite Chance verdient"
PPS: Beim RED FOX AWARD kam ich diesmal leider nicht unter die Ersten. Trotzdem herzlichen Dank, wenn Du für mich abgestimmt hast.