Die Geschichte vom Senfkorn, Senfkörner auf dem Tisch und im Löffel

 

Die Geschichte vom Senfkorn

 

Einst lebte eine junge Frau namens Kisa Gotami in einem kleinen Dorf. Sie war glücklich verheiratet und liebte ihr einziges Kind über alles. Doch eines Tages erkrankte das Kind schwer und starb. Kisa Gotami war untröstlich. Sie konnte den Verlust nicht akzeptieren und weigerte sich, das tote Kind zu begraben.

Mit ihrem toten Sohn im Arm lief sie von Haus zu Haus und flehte die Menschen an: „Bitte helft mir! Gibt es ein Heilmittel, das meinen Sohn wieder zum Leben erwecken kann?“

Die Dorfbewohner schauten sie mitleidig an, doch niemand konnte ihr helfen. Schließlich sagte ein alter Mann: „Geh zum Buddha. Vielleicht hat er ein Heilmittel für deinen Schmerz.“

In ihrer Verzweiflung suchte Kisa Gotami den Buddha auf. Sie warf sich vor ihm nieder und flehte: „Bitte hilf mir, mein Kind zurückzubekommen!“

Der Buddha sah sie mit großem Mitgefühl an und sagte: „Es gibt ein Heilmittel. Aber ich brauche eine Zutat, um es herzustellen: ein Senfkorn. Es muss von einem Haus stammen, in dem niemand jemals einen Verlust erlitten hat.“

Kisa Gotami war voller Hoffnung. Sie machte sich sofort auf den Weg und ging von Haus zu Haus.

An jedem Haus fragte sie: „Habt ihr ein Senfkorn? Es ist für meinen Sohn. Aber es muss aus einem Haus stammen, in dem niemand jemals einen Verlust erlitten hat.“

Die Menschen waren bereit, ihr ein Senfkorn zu geben, doch überall hörte sie dieselben Antworten:

„Oh, wir würden dir gern helfen, aber wir haben auch geliebte Menschen verloren.“„Mein Vater starb letztes Jahr.“„Ich habe meine Schwester als Kind verloren.“„Mein Sohn fiel im Krieg.“

Haus für Haus wurde ihr klar, dass niemand dem Leid des Verlusts entkommen konnte. Schließlich kehrte sie mit leeren Händen zum Buddha zurück.

„Hast du das Senfkorn gefunden?“ fragte der Buddha.

Kisa Gotami schüttelte den Kopf. „Nein, Meister. Aber ich habe etwas Wichtigeres gefunden: Einsicht. Ich verstehe jetzt, dass der Tod ein Teil des Lebens ist, den niemand vermeiden kann. Mein Schmerz ist nicht einzigartig, sondern verbindet mich mit allen anderen.“

Mit diesen Worten ließ sie ihren toten Sohn los und fand Frieden in ihrem Herzen.

(aus dem Buddhismus)

 


 

Die Botschaft:

Diese Geschichte zeigt, dass wir oft nach etwas suchen, das außerhalb von uns liegt – eine Lösung, die uns von Schmerz oder Problemen befreit. Doch die wahre Heilung geschieht, wenn wir uns unseren Gefühlen stellen, sie annehmen und erkennen, dass wir Teil eines größeren Ganzen sind.

 


 

Willst Du regelmäßig neue Geschichten und Metaphern lesen, dann tragen Dich in meine „Liebesperle“ (= Newsletter) ein. 2 x monatlich erhältst Du solch aufbauende Texte neben anderen sinnreichen Inhalten.

Zum Newsletter eintragen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert