Der weise Alte

 

Vor langer Zeit, da lebte in Nordchina ein alter Mann. Sein Haus zeigte nach Süden. Vor seiner Haustür ragten die beiden großen Gipfel des Thaiung und Wangwu empor und sie versperrten den Weg nach Süden. Entschlossen machte sich der alte mit seinen Söhnen an die Arbeit. Sie wollten die beiden Berge mit der Hacke abtragen. 

Der Nachbar des alten Mannes sah das und schüttelte den Kopf: „Wie närrisch ihr doch seid“, rief er ihnen zu, „es ist vollkommen unmöglich, dass ihr die gewaltigen Berge abtragen könnt!“ Der alte Mann lächelte weise, dann sagte er: „Wenn ich sterbe, dann werden meine Söhne weitermachen. Und wenn meine Söhne sterben, dann werden meine Enkel weitermachen. Die Berge sind zwar hoch, aber sie wachsen nicht weiter. Unsere Kräfte jedoch, die können noch wachsen. Mit jedem Stückchen Erde, dass wir abtragen, kommen wir unserem Ziel näher. Es ist besser, etwas zu tun, als darüber zu klagen, dass uns die Berge die Sicht auf die Sonne nehmen“. 

In unerschütterlicher Überzeugung grub der alte weiter. Das aber rührte Gott. Und er schickte zwei seine göttlichen Boden auf die Erde, die die beiden großen Berge auf dem Rücken davon trugen.

(Autor: unbekannt, erhalten durch Gisela Brandüller)

 

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