Wie alte Wunden heilen – Bringen Sie Ordnung ins Familiensystem
In diesem Blogartikel will ich über die Hintergründe, die alten Wunden zu Grunde liegen, schreiben. Alte Wunden, die sich sowohl auf seelischer Ebene ausdrücken, als auch auf körperlicher oder mentaler Bühne zeigen.
Meine Erkenntnisse ziehe ich aus meiner langjährigen Arbeit als spirituelle Familienaufstellerin. Die Methode des Familienaufstellens fußt auf der ursprünglichen Arbeit von Bert Hellinger (1925 – 2019). Er machte das „Familienstellen nach Hellinger“ publik, auch wenn er wegen seines sehr konservativen Familienbildes viel Kritik einstecken musste.
Die eigenen Lebensdramen und Verletzungen zu klären, war für mich der Schlüssel zur Arbeit als Familienaufstellerin. Dabei durfte ich erleben, dass es durchaus auch Freude bereitet, meine vitale und wahre Größe, welche unter einem Berg aus Verletzungen, Abweisungen, Verstrickungen, Lebensverneinungen, etc. verborgen war, zu entdecken.
Längst findet Familienstellen in vielen unterschiedlichen Bereichen – auch in Firmen, Organisationen oder beim Film – weltweite Beachtung. Jedoch erweitert und verfeinert fast jeder Aufstellungsleiter die klassische Methode auf seine ureigene Art und Weise.
Grundlagen der Familienaufstellung – Die Basis ist die Liebe
Familienaufstellungen helfen, seelische Probleme zu klären, die ihre Wurzeln in der Familie haben. Dazu ist es notwendig herauszufinden, welche Rolle wir in unserer aktuellen Familie oder in unserer Herkunftsfamilie spielen. Ungeklärte Konflikte belasten sowohl die Vergangenheit, als auch die Gegenwart und viele strahlen in die Zukunft hinein.
Dass die Familie, in die wir hineingeboren sind, unser künftiges Leben entscheidend beeinflusst, ist an sich nichts Neues. Wie weit aber dieser Einfluss tatsächlich reicht und in wie vielen Bereichen unseres Lebens er sich bemerkbar macht, ist den meisten Menschen nicht bewusst. Wir sind mit den Mitgliedern in unserer Familie nicht nur tief verbunden, oftmals sind wir, ohne es zu wissen, geradezu in ihre Schicksale „verstrickt“.
Ohne es zu merken, streben wir insgeheim unglückliche Beziehungen, beruflichen Misserfolg, Krankheit oder persönliches Leid an. Das verinnerlichte Familienbild bewirkt gespannte Eltern-Kind-Beziehungen. Dieses Bild steuert auch seelische und körperliche Krankheiten.
Da die Basis eines jeden Familiensystems die Liebe ist, wird schnell klar, wie leicht dieses Fundament ins Wanken geraten kann. Oft ist diese Liebe aufgrund schmerzhafter oder gar traumatischer Erlebnisse blockiert. Alte Wunden behindern das freie Fließen der Liebe.
Eine andere Variante sehen wir, wenn genau diese Liebe der Grund ist, weshalb Familienmitglieder Gefühle, Schicksale oder Verhalten geliebter Familienangehöriger unbewusst übernehmen. Dadurch verstricken wir uns in das Leben anderer und stellen uns energetisch über diese Menschen. Wir tun dies aus einer blinden Liebe heraus, ohne es zu wollen und zu wissen, und häufig auch, ohne dass eine eigene Not uns dazu treibt.
Ordnungen der Liebe
Die Ordnungen der Liebe bestehen unabhängig von unseren Wünschen oder Ängsten. Wir kennen viele davon und folgen ihnen bewusst. Wir wissen, wenn wir gegen sie verstoßen, leidet unsere Liebe. Andere Ordnungen bleiben uns häufig verborgen und wir verstoßen gegen sie. Als Folge scheitern nicht selten unsere Beziehungen.
Jede Familie ist eingebettet in ein System. Damit dieses System gesund sein kann ist es notwendig, dass bestimmte Ordnungen eingehalten werden. Diese Ordnungsaspekte zeigen auf, was in einem Familiensystem wirkt und was löst. Sie geben Sicherheit und Halt.
Gibt es in der Familie eine s.g. Un-Ordnung, nennen wir das in der Familiensteller-Sprache „Verstrickung“. Hellinger ging davon aus, dass funktionierende Beziehungen an Gesetzmäßigkeiten geknüpft sind. Diese entsprangen aus seinen Beobachtungen und Erfahrungen aus Tausenden von Aufstellungen.
Zu diesen Gesetzmäßigkeiten gehören drei Grundbedürfnisse
1.) Jeder hat das gleiche Recht auf Zugehörigkeit
Alle, die zur Familie gehören, haben das gleiche Recht dazuzugehören. Wird einem Familienmitglied, aus welchem Grund auch immer, diese Zugehörigkeit verweigert oder abgesprochen, entsteht eine Un-Ordnung mit weittragenden Folgen.
Zuallererst erfahren wir dieses Bedürfnis in unserer Herkunftsfamilie. Das Kind schaut die Eltern, sowie die anderen Familienmitglieder an und möchte dazu gehören. Dabei erlebt es ein tiefes Gefühl von Treue und Unschuld. Wenn es zur Familie dazu gehören darf, fühlt es sich sicher und glücklich, wie auch immer die äußeren und/oder materiellen Umstände der Familie sein mögen.
Keinem darf dieses Recht streitig gemacht werden und niemand darf für sich selbst ein höheres Recht an Zugehörigkeit beanspruchen. Nur wenn ausnahmslos alle Mitglieder der Familie einen Platz im System haben, kann das Familiensystem gut funktionieren.
In späteren Jahren verändert sich dieses Bedürfnis nach „ich will dazugehören“ in Richtung Paarbeziehung. Nur so kann ein neues System entstehen und dauerhaft bestehen.
Durch Gefühle der Schuld und Unschuld spüren wir genau, ob wir durch unser Verhalten die Bindung zur Gruppe gefährden oder fördern. Das Recht auf Zugehörigkeit kann nur in seltenen Fällen bei großer persönlicher Schuld gegenüber dem Familiensystem verwirkt werden. Es kann eingebüßt werden, wenn z.B. jemand ein Familienmitglied lebensgefährlich verletzt oder gar umbringt.
Wurde jemand aus dem System absichtlich oder unabsichtlich ausgeschlossen, befindet sich das System in einer Schieflage. Das lässt sich gut am Bild eines Mobiles versinnbildlichen. Wird dort ein Strang entfernt, hängt das Mobile schief. Die Balance kann erst dann wieder hergestellt werden, wenn der Ausgeklammerte ohne Abstriche wieder im System aufgenommen wird und seinen rechtmäßigen Platz erhält.
Nachgeborene füllen in der Regel den Platz des Ausgeklammerten:
Beispiel: Ein nachgeborenes Kind verkörpert den Ausgeschlossenen in der Familie. Es ist erst dann erlöst und kann seinen eigenen Platz in der Familie einnehmen, wenn der Ausgeschlossene wieder im Familiensystem integriert ist.
Oft wird die Existenz des Ausgeschlossenen deshalb verdrängt, weil der Gedanke an ihn mit zu großem Schmerz verbunden ist:
Beispiele:
- Bei Abtreibungen
- Totgeburten
- Sehr früh verstorbene Eltern oder Geschwister
2.) Die Rangordnung muss eingehalten werden
Damit ein Familiensystem störungsfrei funktioniert, gilt es, die Rangordnung einzuhalten. Diese Rangordnung ist uns nur selten wirklich bewusst, obwohl wir meist nach ihr handeln, um dazuzugehören.
Unter Geschwistern gibt es eine Rangordnung, die sich durch die Geburtenfolge von alleine ergibt. Wer zuerst kommt, nimmt auch den Platz des Erstgeborenen ein. Danach folgt das zweitgeborene Kind, das Dritte usw. Das Erste gibt dem Zweiten und dieses dem Dritten. Dadurch hat das Letztgeborene in der Regel am meisten genommen.
Dieses steht am Ende und ist im Sinne der Verstrickung am ehesten geneigt, sich dem schweren Schicksal seiner Geschwister anzugleichen. Unter den Geschwistern herrscht Frieden, wenn jeder den Platz des anderen achtet. Diese Ordnung dient dazu, dass die Liebe gut fließen kann und Beziehungen gelingen.
Die Eltern sind die Großen und die Kinder die Kleinen. Wenn jeder weiß, wo sein Platz in der Familie ist, gibt das Sicherheit und jeder fühlt sich gut aufgehoben. Nachhaltig gestört ist die Ordnung, wenn die Kinder in die Belange der Eltern hineingezogen werden.
Beispiele:
- Sie werden zu Schlichtern bei Eheproblemen missbraucht
- Ein Elternteil übernimmt im Alltag nicht die ihm gemäße Rolle
- Ein Geschwisterkind übernimmt Mutter-, bzw. Vaterstelle
Diese Rolle übernimmt meist eines der Kinder und dieses ist damit oft hoffnungslos überfordert. Das System ist im Ungleichgewicht, weil ein Elternteil und ein Kind nicht mehr ihre angemessenen Plätze einnehmen.
3.) Das Bedürfnis nach dem Ausgleich von Geben und Nehmen
Beziehungen beginnen mit Geben und Nehmen. In ebenbürtigen Beziehungen geben und nehmen beide Partner im wechselnden Rhythmus. Die partnerschaftliche Beziehung ist in Gefahr, wenn, wie zum Beispiel beim Helfersyndrom, der eine nur geben, aber nicht nehmen will.
Der, welcher zu viel gibt, bringt sich in eine überlegene Position, während der Nehmende immer mehr seine Unabhängigkeit einbüßt. Damit wird eine gleichberechtigte Begegnung unmöglich und der vermeintlich Schwächere wird irgendwann gehen. Aus diesem Grund muss der Nehmende die Möglichkeit haben, zurückgeben zu können, um sich wieder „unschuldig und frei“ zu fühlen.
Die Verpflichtung, geben zu müssen, um das Genommene auszugleichen, wird als ein Gefühl „des in der Schuld Stehens“ empfunden. Durch Zurückgeben verschwindet dieses unangenehme Gefühl.
Eine Ausnahme dieses Prinzips gibt es in der Eltern-Kind-Beziehung. Die Eltern gaben dem Kind das größte Geschenk – nämlich das Leben. Diesem Geschenk kann das Kind nichts entgegen setzen. Und so bleibt das Kind den Eltern gegenüber immer in der Schuld.
Hilfreich für das Kind ist deshalb eine Haltung der Dankbarkeit und Achtung gegenüber den Eltern. Dabei achtet es insbesondere das Risiko, das die Mutter während der Schwangerschaft und Geburt eingegangen ist. Sie hätte sterben können. So trägt die Frau/Mutter die größere Bürde als der Mann.
Der Ausgleich für das Kind kann erst in der nächsten Generation, wenn es selbst Kinder hat, erfolgen. Oder dann, wenn die Eltern alt sind und ihre Kinder für sie sorgen.
Alte Wunden heilen mit Hilfe des Familienstellens
Wir sind geistige Wesen, die irdische Erfahrungen machen. Zu diesen Erfahrungen gehören Schmerz und Leid ebenso wie Freude und Liebe. Das Leben bietet uns ein mannigfaltiges Erfahrungsspielfeld. Wir können uns zu dem Menschen ent-wickeln, der wir immer schon sind, bevor uns Prägungen und Erziehungen ein-wickelten.
Wenn alte Wunden sich schmerzhaft melden, ist es hoch an der Zeit, nachzuschauen und die im Zellgedächtnis gespeicherten Erinnerungen der Vergangenheit zu transformieren.
Die Schritte, die wir diesbezüglich unternehmen können sind:
- Uns dessen bewusst werden, was schmerzt
- Annehmen, was ist
- Uns versöhnen mit dem, was ist
- Integrieren, was angeschaut wurde
- Vergeben, was der Vergebung bedarf
All dies können wir mit Familienaufstellungen leisten.
Wenn Klienten vor einer Aufstellung ihr Anliegen schildern, ist die Abschlussfrage immer dieselbe:
„Was wäre eine gute Lösung für Ihr Problem?“
Das Familienaufstellen ist eine kraftvolle Methode
- Mit ihr lassen sich Probleme des täglichen Lebens in der Partnerschaft, der Familie oder im Beruf bewusst machen und lösen
- Man kann sich Blockaden und Ängsten stellen und an deren Wurzeln arbeiten
- Verborgene Dynamiken eines Beziehungssystems lassen sich sichtbar machen
- Es lassen sich Verstrickungen mit dem Schicksal der Vorfahren lösen
- Wir können karmische Verbindungen aufarbeiten und Frieden ins jetzige Leben bringen
Lösungswünsche, die Klienten vor ihrer Aufstellung häufig äußern:
- Unsere Liebe hat wieder eine Chance
- Mein Alltag ist harmonisch und friedvoll
- Ich übe meinen Beruf erfolgreich und mit Liebe aus
- Ich habe den richtigen Platz in meiner Familie und auch im Leben
- Ich traue mich NEIN zu sagen
- Ich gehe mutig meinen eigenen Weg
- Ich schenke meinem Partner Wertschätzung, Achtung und Liebe
- Ich trage mit Größe die Konsequenzen meines Handelns
- Meine Einsamkeit wandelt sich in Verbundenheit
Ausbildung in Spirituellem Familienstellen
Viele Probleme, mit denen Klienten zu uns kommen, lassen sich mit dem Spirituellen Familienstellen wunderbar klären. Wenn Sie Ihren Klienten (und auch sich selbst) helfen möchten, sich von Verstrickungen zu lösen, dann nehmen Sie an der Ausbildung zum*r “Spirituellen Familienaufsteller*in” teil. Lassen Sie Ihre Klienten erleben, was es heißt, dazuzugehören, den richtigen Platz einzunehmen und die Balance zu empfinden zwischen Geben und Nehmen. Die Ausbildung ist in zwei Module á 4 Tage aufgeteilt.
Über die Autorin: Sylvia Bieber
Meine Mission ist Ihre Selbstkompetenz!
Ich liebe es, wenn Klienten nach einem Coaching mit Sätzen wie: „Ich kann das“, „ich mach das“, „ich traue es mir zu“, meine Praxis verlassen und sich selbstbestimmt und unabhängig fühlen.
Gerne helfe ich auch Ihnen, sollten Sie sich frustriert, machtlos oder angstvoll fühlen. Ich zeige Ihnen, wie Sie da ändern können – und Ihre Lebensfreude kehrt zurück.
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Noch mehr Lesestoff:
- Frieden in derFamilie durch Familienaufstellung
- Ohne Wurzeln keine Flügel
- Sich selbst verstehen, die eigenen Wurzeln entdecken