Coaching Geschichten für Erwachsene verhelfen zu neuen Sichtweisen
Als Coach und Trainerin höre ich Geschichten und ich erzähle sie meinen Klienten und Seminarteilnehmern. Mit diesem Blogartikel möchte ich Sie einladen, den Wert von Geschichten für Erwachsene in Ihrem eigenen Leben zu erkennen. Ich möchte Sie auffordern, zu jeder der hier abgedruckten Geschichten eine eigene Problematik, ein Thema, eine Herausforderung zu finden, die Ihnen hilft, diese aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.
Stellen Sie sich die Frage, welchen Lernaspekt Sie mitnehmen.
Geschichten für Erwachsene eignen sich für alle Suchenden
In meine Coachings, Seminare und Ausbildungen kommen Menschen, die auf der Suche sind. Manche suchen das große Glück, Vertrauen, die Liebe oder die Freiheit. Andere sehnen sich nach Sinnhaftigkeit, Reichtum, Fülle und Erfolg. Wieder andere nach dem optimalen Partner oder der heilen Familie.
Ich könnte diese Liste der Suchenden unendlich fortsetzen. Denn zu mir kommen Unglückliche, Erfolglose, Verlassene, Abhängige, Ausgestoßene, Angsterfüllte, Hoffnungslose, Wütende, Frustrierte, Unzufriedene, Kontrollsüchtige – kurz: Es kommen Suchende.
Es sind Menschen, die an einer Schwelle des Lebens stehen, aber keine rechte Entscheidung treffen können. Klienten, die den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen oder denen schlichtweg der Mut fehlt, dem inneren Bauchgefühl zu vertrauen. Egal, ob es sich um Herausforderungen im Job, in der Beziehung oder der Familie handelt. All denen erzähle ich immer wieder Geschichten. Geschichten, in denen sie sich selbst wiederfinden und die ihnen im besten Fall die Augen öffnen.
Geschichten für Erwachsene verbinden. Sie sind geeignet, einen Teil der Realität zu zeigen und Mut zu machen. Sie sind vielseitig nutzbar und ziehen Menschen in ihren Bann.
Eine gute Geschichte wird schnell abgespeichert und belebt Konversationen. Sie macht Smaltalk interessanter und schafft in Dialogen Tiefgang. Im Coaching können Menschen Sinn und Ermutigung erfahren, wenn die vermittelten Geschichten aus ihrem Leben gegriffen scheinen. Die Zuhörer identifizieren sich mit den Helden.
Oft helfen diese Geschichten, den Blick zu weiten und die Sichtweise zu verändern. Meist braucht es nach dem Erzählen einer Geschichte keinerlei Erklärung, denn die Inhalte sprechen für sich. Sie werden sowohl intellektuell verstanden als auch mit dem Unterbewusstsein erfasst. Vielmals entkrampft sich eine eingefahrene Auffassung, und mit einem Lachen schmilzt die Abwehr dahin.
Ich nutze Geschichten sehr gerne als Werkzeug, wirken sie doch auf Anhieb und oftmals nachhaltig. Das heißt, dass der Sinn dessen, was gehört wurde, sich über die Tage hinweg entfaltet und häufig zu vermehrtem Träumen oder zu besonderen Begegnungen führt.
Gut gewählte Geschichte regen vielmals mehr zum Denken an, als ein direkter Tipp oder Rat.
Geschichten aus früheren Zeiten für Erwachsene
Seit Jahrtausenden erzählen sich Menschen Geschichten. Lange bevor es eine Schrift gab, waren Worte das Medium, sich die Welt erklärbar zu machen. Unsere Vorfahren saßen um das Lagerfeuer herum und berichteten von ihren Erlebnissen, Erfahrungen, Kümmernissen und Freuden. Die Welt wurde somit verständlicher und fühlbarer für all jene, die diese Erfahrungen noch nicht gemacht hatten. Dadurch entstanden Sehnsüchte, Wünsche und Hoffnungen.
Gleichwohl gaben diese Geschichten auch Orientierung und Halt. Viel Weisheit war in ihnen verwoben, reichhaltige Handlungshilfen und Richtlinien in sie eingeflochten. Anregende Impulse flossen über die Worte genauso wie bewährte Lösungsstrategien.
Pech, Glück? wer weiß?
Ein Bauer hatte für die Feldarbeit ein altes Pferd. Eines Tages entfloh das Pferd in die Berge, und als alle Nachbarn des Bauern sein Pech bedauerten, antwortete der Bauer: „Glück? Pech? Wer weiß?”
Eine Woche später kehrte das Pferd mit einer Herde Wildpferde aus den Bergen zurück und diesmal gratulierten die Nachbarn dem Bauern wegen seines Glücks. Seine Antwort hieß: „Glück? Pech? Wer weiß?”
Als der Sohn des Bauern versuchte, eines der Wildpferde zu zähmen, fiel er vom Rücken des Pferdes und brach sich ein Bein. Jeder hielt das für ein großes Pech. Nicht jedoch der Bauer, der nur sagte: „Glück? Pech? Wer weiß?”
Ein paar Wochen später marschierte die Armee ins Dorf und zog jeden tauglichen jungen Mann ein, den sie finden konnten. Als sie den Bauernsohn mit seinem gebrochenen Bein sahen, ließen sie ihn zurück.
War das nun Glück? Pech? Wer weiß?
(Chinesische Geschichte)
Märchen und Erzählungen
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen: Kinder brauchen Märchen. Aber auch Erwachsene lassen sich von Märchen und märchenhaften Geschichten rund um Prinzen, Prinzessinnen, Drachen und anderen Fabelwesen bezaubern.
In Märchen geschehen wundersame Dinge: Menschen können fliegen, Tiere sprechen und auf Drachen kann man reiten. Es sind erfundene Geschichten. In früheren Zeiten wurden sie von Generation zu Generation mündlich überliefert. Später sammelten die Brüder Grimm diese Märchen und schrieben sie auf. Typisch für Märchen ist der Umstand, dass sie meistens mit „Es war einmal…“ anfingen und mit „…und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“ endeten.
In der heutigen Zeit nutzen wir Märchen und Erzählungen, um z. B. Kindern beim Einschlafen zu helfen. Doch wer erzählt heutzutage noch Märchen, die helfen, aus einer Sackgasse herauszufinden? Erzählungen, die zum Nach- und Umdenken anregen, die darauf abzielen, schwierige Situationen aus einer anderen Perspektive zu betrachten?
In meiner Coaching-Praxis nutze ich Märchen und Erzählungen, um genau diese Prozesse zu initiieren.
Der alte Großvater und der Enkel
Es war einmal ein steinalter Mann, dem waren die Augen trüb geworden, die Ohren taub, und die Knie zitterten ihm. Wenn er nun bei Tische saß und den Löffel kaum halten konnte, schüttete er Suppe auf das Tischtuch, und es floss ihm auch etwas wieder aus dem Mund.
Sein Sohn und dessen Frau ekelten sich davor, und deswegen musste sich der alte Großvater endlich hinter den Ofen in die Ecke setzen, und sie gaben ihm sein Essen in ein irdenes Schüsselchen und noch dazu nicht einmal satt; da sah er betrübt nach dem Tisch und die Augen wurden ihm nass.
Einmal auch konnten seine zittrigen Hände das Schüsselchen nicht festhalten, es fiel zur Erde und zerbrach. Die junge Frau schalt, er sagte nichts und seufzte nur. Da kaufte sie ihm ein hölzernes Schüsselchen für ein paar Heller, daraus musste er nun essen.
Wie sie da so sitzen, so trägt der kleine Enkel von vier Jahren auf der Erde kleine Brettlein zusammen. “Was machst du da?” fragte der Vater. “Ich mache ein Tröglein,” antwortete das Kind, “daraus sollen Vater und Mutter essen, wenn ich groß bin.”
Da sahen sich Mann und Frau eine Weile an fingen endlich an zu weinen, holten alsofort den alten Großvater an den Tisch und ließen ihn von nun an immer mitessen, sagten auch nichts, wenn er ein wenig verschüttete.
(Gebrüder Grimm)
Heilende und berührende Geschichten
Wer erzählt noch heilende Geschichten, die dazu veranlassen, darüber nachzudenken, wie ein Problem auf andere Weise gelöst werden kann? Berührende Geschichten, die ungewöhnliche Denk- und Handlungsweisen aufzeigen?
Es macht etwas aus…
Ein junger Mann geht allein an einem Strand entlang. Weit hinten sieht er kleine Punkte über den Strand verstreut und die Gestalt einer alten Frau, die sich immer wieder bückt, zum Wasser geht, etwas hineinwirft, dann wieder zurückgeht, sich wieder bückt und wieder etwas zum Wasser bringt.
Als er näher kommt, sieht er, dass der Strand voller Seesterne liegt, die eine schnell fließende Ebbe zurückgelassen hat. Hunderte von Seesternen sterben in der Sonne und eine alte Frau nimmt einen nach dem anderen hoch und bringt ihn ins Wasser zurück.
Er staunt über die Unmöglichkeit ihrer Bemühungen und fragt: “Warum tun Sie das bloß? Warum machen Sie sich diese Mühe? Sie können sowieso nicht so viele retten, dass es wirklich etwas ausmachen würde!”
Sie warf wieder einen Seestern ins Wasser und rief in den Wind: “Diesem hier macht es etwas aus!”
(Auto*in unbekannt)
Metaphern und Anekdoten
Eine Metapher ist ein sprachlicher Ausdruck mit sehr bildhaftem Inhalt. Bestimmte Worte werden aus seinem eigentlichen Bedeutungszusammenhang gerissen und in einen anderen eingefügt, ohne dass ein direkter Zusammenhang besteht. Es ist ein sprachliches Bild, das zwei Vorstellungen miteinander verbindet.
Mithilfe einer Metapher kann man Bilder erzeugen, die auf einen bestimmten Aspekt hin interpretiert werden und somit eine Bedeutung erhalten. Wer nutzt heute noch Metaphern, in denen so viel Weisheit steckt, dass wir uns fragen müssen, weshalb wir nicht längst selbst auf die Lösung gekommen sind?
Vielleicht sind Ihnen folgende Metaphern auch geläufig:
- Der Wink mit dem Zaunpfahl
- Auf einer Erfolgswelle reiten
- Das ist Schnee von gestern
- Das sind wirklich Rabeneltern
- Den Nagel auf den Kopf getroffen
- Setz mal die rosarote Brille ab
Anekdoten wiederum sind humorvolle Geschichten, die wahr oder erfunden sind. Diese geben den Charakter einer Person wieder. Kurze Anekdoten bewirken, dass ein innerer Suchprozess ausgelöst wird, der zur Lösung des Problems beiträgt.
Ein Schwätzer trat an den Philosophen Sokrates heran und wünschte, von Sokrates Rhetorik zu lernen. Der weise Sokrates verlangte von ihm doppelt soviel Geld für die Lehrstunden wie von anderen. Der Schwätzer wollte wissen, warum.
Die Antwort: „Weil ich dir sowohl Sprechen als auch Schweigen beibringen muss!“
Fabeln und Legenden
In der Fabel begegnen wir meist Tieren, die nach menschlichen Verhaltensweisen handeln und die eine praktische Lebensweisheit vermitteln. Das personifizierte Tier bringt gewissermaßen die Wahrheit ans Licht und zeigt sie dem Klienten. Sie hält dem Menschen einen Spiegel vor. Oftmals werden menschliche Eigenschaften satirisch aufgegriffen und dadurch verdeutlicht oder übertrieben.
Vom Raben und Fuchs
Ein Rab‘ hatte einen Käse gestohlen und setzte sich auf einen hohen Baum und wollte zehren.
Da er aber seiner Art nach nicht schweigen kann, wenn er isst, hörte ihn ein Fuchs über dem Käse kecken und lief zu und sprach: „O Rab‘, nun hab‘ ich mein Lebtag keinen schöneren Vogel gesehen von Federn und Gestalt, denn du bist. Und wenn du auch so eine schöne Stimme hättest zu singen, so sollt‘ man dich zum König krönen über alle Vögel.“
Den Raben kitzelte solch Lob und Schmeicheln, fing an und wollt‘ seinen schönen Gesang hören lassen. Und als er den Schnabel auftat, entfiel ihm der Käse; den nahm der Fuchs behänd, fraß ihn und lachte des törichten Raben.
(Martin Luther)
Legenden veranschaulichen in bildhafter Form den Kern oder den Sinn eines Geschehens. Sie meinten in ihrer ursprünglichen Bedeutung eine Lesung aus dem Leben und Wirken eines Heiligen. Es handelt sich häufig um Märtyrer, Ordensstifter, Apostel, Mönche, Wunderheiler oder auch Maria und Jesus selbst. Sie veranschaulichen in bildhafter Form den Kern oder den Sinn eines Geschehens.
Eine sehr bekannte Legende, die auch verfilmt wurde, ist die der Päpstin Johanna. Sie wurde um 850 geboren. Schon früh fiel sie aufgrund ihrer Weisheit auf. Der Legende nach verkleidete sie sich als Junge und erlangte großes Ansehen. Letztendlich stieg sie zum Papst auf. Angeblich gebar sie während einer heiligen Prozession ein Kind. Daraufhin steinigten sie die schockierten Zuschauer. In anderen Texten stirbt sie durch die Geburt des Kindes.
Lassen Sie sich von Geschichten für Erwachsene in Ihrer Seele berühren
Nutzen Sie Geschichten um Ihr Leben zu bereichern. Lassen Sie sich verzaubern, motivieren und inspirieren. Stellen Sie sich beim Lesen einer Geschichte einfach vor, dass diese genau jetzt ganz speziell für Sie erzählt wird. Dann reflektieren Sie, wie es Ihnen dabei geht und was Sie für sich daraus mitnehmen können.
Erfreuen Sie sich an sinnreichen Geschichten die verdeutlichen, wohin Ihr Blick sich wenden darf. Sie gelangen dadurch zu neuen Einsichten oder gewinnen zusätzliche Erkenntnisse.
In meinem Buch „Das Versteck der Weisheit“, welches im März 2021 im Schirner Verlag Darmstadt erschienen ist, finden Sie weitere Geschichten jeglichen Coleurs. Diese sind verknüpft mit Fallgeschichten aus meiner Coaching-Praxis. Außerdem finden Sie darin viele Coaching-Übungen, die Sie zu Hause selbst anwenden können.
Über die Autorin: Sylvia Bieber
Meine Mission ist Ihre Selbstkompetenz!
Ich liebe es, wenn Klienten nach einem Coaching mit Sätzen wie: „Ich kann das“, „ich mach das“, „ich traue es mir zu“, meine Praxis verlassen und sich selbstbestimmt und unabhängig fühlen.
Gerne helfe ich auch Ihnen, sollten Sie sich frustriert, machtlos oder angstvoll fühlen. Ich zeige Ihnen, wie Sie da ändern können – und Ihre Lebensfreude kehrt zurück.
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