Paar, das sich umarmt
Zweisamkeit kann man planen

 

Zweisamkeit – eine Frage der Planung

„Einsamkeit ist mehr als das Gegenteil von Zweisamkeit
und Zweisamkeit ist mehr als das Gegenteil von Einsamkeit.“
(Klaus Seibold)

Laut Wikipedia bedeutet Zweisamkeit: Meist harmonisches, oft romantischen Zusammensein von zwei Personen, ohne störende andere Personen.

Dieser Artikel hilft Ihnen herauszufinden, was Sie selbst tun können, um der Zweisamkeit eine neue Chance zu geben.

 

Die Zweisamkeit des Anfangs

Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Zeit, als Sie frisch verliebt waren. Zeit spielte keine Rolle. Schmetterlinge tanzten im Bauch und der Himmel hing voller Geigen. Ein heimliches Treffen war irgendwie immer möglich – egal zu welcher Tageszeit. Sie hatten Freude an langen verliebten Spaziergängen und kannten jede Ecke, an der Sie in trauter Zweisamkeit mit Ihrer*m Liebsten kuscheln konnten. Gemeinsam verbrachten Sie jedes Wochenende an einem anderen romantischen Ort und schauten sich bei einem Glas Wein verzaubert in die Augen.

Kein Dritter sollte diese Idylle stören. Selbst die beste Freundin, der beste Freund war am Anfang zu viel. Wo nur, fragen Sie sich, ist diese Zeit geblieben?

 

Zweisamkeit als Fundament

Die Grundlage einer Beziehung ist Zweisamkeit. Eine Zeit, in der jegliche Aufmerksamkeit dem Partner gilt. Zeit ist kostbar. Zeit kann man nicht kaufen. Zeit vergeht und kehrt niemals wieder. Schneller als wir denken können, ist eine Stunde vorbei – unwiederbringbar.

Wenn wir uns und unserem Partner dieses kostbare Geschenk machen – ungeteilte Aufmerksamkeit – zimmern wir das Fundament unserer Beziehung. Deshalb ist es so immens wichtig, diese Zeit freizuhalten von Ablenkungen.

Diese gibt es zuhauf: Das Smartphone steht ganz oben auf der Liste, gefüllt mit Social Media-Infos, E-Mails, WhatsApps, etc. Jedoch auch der Fernseher, die Zeitung oder „gute Freunde“ sind hervorragend geeignet, die Zweisamkeit immer wieder zu stören.

Wenn sich Liebende Zeit füreinander nehmen, zeigen sie sich, wie wichtig sie sich sind. Dadurch erst entstehen Verbundenheitsgefühle, Nähe und Freude am Miteinander. Das wiederum ist die Basis für tiefe Gespräche, für ein sich Einlassen und absolute Hingabe.

Aus diesen Gefühlen heraus realisieren sie leichter gemeinsame Unternehmungen. Vielleicht lassen sich sogar neue Aktivitäten entwickeln, die zu einem wertvollen Schatz an Erinnerungen werden. Erinnerungen, die in Krisenzeiten wertvoll sind, da mit warmen Gefühlen zurückgedacht und zurückgefühlt werden kann.

So wird der Alltag zu einer Kraftquelle statt zu einem Stolperstein. Zeigen Sie Ihrem Partner immer wieder, wie wichtig und wertvoll er genau in diesem Augenblick ist.

 

Zweisamkeit will gepflegt sein

Eine funktionierende Paarbeziehung, braucht Pflege. Sicher wird niemand dieser Aussage widersprechen und trotzdem gehen Beziehungen aus eben diesem Mangel an Pflege auseinander.

Marion und Helmut sind seit 38 Jahren verheiratet. Sie haben drei erwachsene und längst verheiratete Kinder. Gemeinsam sind sie zum zweiten Mal zu einem Beziehungscoaching bei mir. Sie haben sich auseinandergelebt, so ihre Erkenntnis aus den letzten 10 Ehejahren. Doch da es Enkelkinder gibt und noch Schulden auf dem vor 20 Jahren gebauten Haus liegen, wollen sie nochmal versuchen, „die Kurve zu bekommen“. So zumindest drückt es Helmut aus.

Immer wieder werfen sie sich gegenseitig vor, was der andere versäumt, falsch macht oder missachtet. Helmut fühlt sich als Mann nicht gesehen und Marion als Frau nicht wertgeschätzt. Er vermisst Zärtlichkeiten und Sex, sie Lob und Anerkennung. Er fühlt sich alleingelassen und „aufs Abstellgleis gestellt“. „Ich fühle mich einsam in dieser Ehe“, gesteht Marion ihrem Helmut. „Du verstehst nicht, was ich denke und fühle.“

„Das letzte Jahr habe ich von meiner Frau mehr Ablehnung erfahren, als die ersten 10 Ehejahre zusammen“, erzählt er mir. „Die Kinder und Enkelkinder sind ihr viel wichtiger als ich. Für sie hat sie immer Zeit und Kraft.“

Sie kontert sofort: „Weil ich nie ein lobendes Wort von dir höre, egal was ich leiste. Immer ist alles selbstverständlich, ob ich koche, wasche, putze oder für die Enkel sorge – alles ist ‘doch keine Arbeit’. Nur das, was du machst, zählt als Arbeit.“

„Du siehst doch auch nicht, dass ich den Rasen mähe, das Treppenhaus alleine renoviere oder den Golfclub als Vorsitzender am Laufen halte“, kommt sein Einwand postwendend.

Paar - jeder schaut in eine andere Richtung
Statt Zweisamkeit – ein Auseinanderleben

In diesem Stil würde es wahrscheinlich noch lange weitergehen, wenn ich diesen Schlagabtausch zuließe. Beide fühlen sich in dieser Ehe einsam und missverstanden und stehen den Bedürfnissen des anderen vollkommen hilflos gegenüber.

Ich frage die beiden, was sie mit ihrem Auto unternehmen, wenn dieses zickt und unrund läuft? Wenn es hin und wieder nicht anspringt oder an der Ampel einfach ausgeht? Ich frage auch, wie oft sie ihr Auto zur Inspektion, bzw. Pflege in die Werkstatt bringen. Das lässt sie innehalten. „Und wie oft ‚überholen‘ Sie Ihre Beziehung, welche Pflegemittel lassen Sie dieser angedeihen?“ Auf diese Frage schauen mich beide verdutzt an. „Was meinen Sie damit?“, kommt die Gegenfrage.

„Ich meine damit, dass eine Ehe und ganz besonders eine langjährige Ehe, mehr braucht, als einen Trauschein und das Vertrauen, dass es schon irgendwie funktionieren wird. Es braucht Pflegemittel der besonderen Art, nämlich Aufmerksamkeit, Zuhören und sich Mitteilen.“ Um all dies bewerkstelligen zu können, braucht es Zeit – Zeit zu zweit. Es braucht Zweisamkeit.

Beide brauchen Entspannung, so ihre Aussage. Sie sind zwar seit geraumer Zeit in Rente, jedoch haben sie nicht zurückgeschaltet, sondern lediglich das Arbeitsumfeld gewechselt. Marion verlagert ihre Aktivitäten auf Haus, Kinder und Enkelkinder, Helmut auf Renovierungsarbeiten und den Golfclub. Deshalb erarbeiten wir gemeinsam einen Plan für mehr Zweisamkeit.

 

Zweisamkeit ist eine Frage der Planung

  • Als Erstes wollen sie sich einen Wellness-Urlaub zu zweit gönnen. Bisher waren sie immer mit den Kindern oder Freunden unterwegs. Jetzt soll dieser erstmalige alleinige Urlaub der Auftakt für eine neue Herangehensweise innerhalb der Ehe werden. Über diesen Urlaub hinaus wollen sie einmal monatlich in einer Therme mit wunderschöner Saunalandschaft den Wellness-Auslandsurlaub in naher Ferne immer wieder auffrischen. Selbst zu Hause lässt sich eine Wellness-Atmosphäre im heimischen Badezimmer schaffen, meint Marion.
  • Da Marion eine sehr gute Köchin ist, waren Restaurantbesuche bisher eher die Ausnahme. „Was sollen wir das Geld in die Kneipe tragen?“, waren ihre bisherigen Argumente gegen das Essen gehen. Nun kommt das Candle-Light-Dinner als zweiter Punkt auf ihre Planungs-Liste für mehr Zweisamkeit.
Candlelight-Dinner mit schön gedecktem Tisch
Candlelight-Dinner für die Zweisamkeit
  • Helmut fängt Feuer beim Brainstorming und steuert mit einem „Frühstück im Bett“ der Liste einen weiteren Punkt bei. Er verspricht Marion, sonntags Brötchen zu holen, das Frühstück zu richten und ans Bett zu bringen.
  • Jetzt ist Marion vom Eifer Helmuts angesteckt. „Was hältst du davon, wenn wir uns hin und wieder nach Feierabend gegenseitig massieren?“, fragt sie Helmut. „Du meine Füße und ich deinen Kopf und Nacken.“ Helmut reagiert begeistert.
  • Beide beschließen einen gemeinsamen, etwas anderen, Fernsehabend pro Woche. “In der einen Woche darfst du, Helmut, den Film aussuchen, in der anderen ich. Vorher besprechen wir, wer was mag und wie wir einen gemeinsamen Nenner finden können.”
  • Hin und wieder dem anderen ein kleines Geschenk machen, fällt beiden ein. Marion schaut Helmut tief in die Augen und erinnert ihn daran, wie gerne sie Blumen mag. Er lächelt und fragt sie, ob sie sich noch daran erinnert, dass er so gerne Mon Cherie isst?
  • Nun steuere ich auch einen Punkt bei, der von beiden begeistert aufgegriffen wird. Kleine Ausflüge in die nähere Umgebung. Diese können mit dem Auto unternommen werden, jedoch durchaus auch per Fahrrad. Ein Picknick auf einer Waldlichtung kann genauso schön sein, wie ein Konzertbesuch oder eine Kinovorstellung.

 

Zweisamkeit stärkt das Wir-Gefühl

Klingt banal, ist aber wissenschaftlich erwiesen: Die ungestört gemeinsam verbrachte Zeit ist das Pflegemittel, das jede Beziehung bestehen und stabilisieren lässt. Mit der gemeinsamen Zeit, die sich zwei Menschen bewusst füreinander nehmen, kommt meist auch die Freude am Leben zu zweit zurück.

Mit jedem gemeinsam verbrachten Date zeigt man dem anderen, wie wichtig er einem ist. Man gibt ihm das Gefühl, wertvoll zu sein.

 

Zweisamkeit braucht Kommunikation

Die Aktivitäten, die Marion und Helmut planen – den Urlaub, Museumsbesuch oder auch den Fernsehabend – werden Momente der Zweisamkeit schaffen und für tiefe Erinnerungen sorgen. Was es währenddessen jedoch noch braucht, ist eine etwas andere Art der Kommunikation als die, die sie bisher miteinander führten.

Diese Kommunikation wird Thema der nächsten Coachingsitzung und somit auch des nächsten Artikels sein.

 

Über die Autorin: Sylvia Bieber

Meine Mission ist Ihre Selbstkompetenz!

Ich liebe es, wenn Klienten nach einem Coaching mit Sätzen wie: „Ich kann das“, „ich mach das“, „ich traue es mir zu“, meine Praxis verlassen und sich selbstbestimmt und unabhängig fühlen.
Gerne helfe ich auch Ihnen, sollten Sie sich frustriert, machtlos oder angstvoll fühlen. Ich zeige Ihnen, wie Sie da ändern können – und Ihre Lebensfreude kehrt zurück.

 

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