Entdecke deine Urwunde:
Eine Reise durch die 5 Urwunden der Seele
Stell dir vor, deine Seele wäre ein uraltes Schloss, das von den stürmischen Wellen des Lebens umgeben ist. Dieses Schloss trägt deine Verletzungen, wie tiefe Narben aus vergangenen Schlachten. Diese Wunden, die die Psychologie als “Urwunde der Seele” bezeichnet, prägen dein Leben und dein Empfinden auf eine Weise, die du oft nicht einmal bemerkst.
Heute möchte ich mit dir auf eine Reise gehen, um diese fünf Urwunden der Seele zu erkunden: Ablehnung, Vertrauensbruch, Demütigung, Verlassenwerden und Ungerechtigkeit.
Um diese Urwunden anschaulicher aufzuzeigen, werde ich sie mit Fällen aus meiner Coaching-Praxis dokumentieren. Damit fällt es dir leichter, zu reflektieren, ob du eventuell auch die eine oder andere dieser Verletzungen in dir trägst.
⇒ Inhalt:
⇒ Woher kommen diese Verletzungen?
⇒ 1. Urwunde: Eine der ersten Wunden, die wir erfahren, ist die Ablehnung
⇒ 2. Urwunde: Ein Schatten, der möglicherweise lange nachwirkt – der Vertrauensbruch
⇒ 3. Urwunde: Die Macht, aus der Demütigung Stärke zu schöpfen
⇒ 4. Urwunde: Das schmerzhafte Gefühl des Verlassenwerdens
⇒ 5. Urwunde: Der Kampf gegen Ungerechtigkeit
⇒ Fazit:
Woher kommen diese Verletzungen?
Bei der Geburt sucht ein Kind zuallererst nach einem Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit. Liebe und Zuneigung sind essenziell. Sie verleihen uns nicht nur einen Platz in dieser Welt, sondern dienen auch als Nährstoffe für unsere Entwicklung. Ein sicheres und unterstützendes Umfeld ist dabei besonders förderlich. Wir betreten diese Welt mit der festen Überzeugung, dass wir bedeutend sind, dass wir zählen.
Eine Urwunde entsteht zum Beispiel, wenn die Eltern weder emotional noch physisch für ihr Kind präsent sind. Dieser Mangel führt das betroffene Kind immer wieder in einen Strudel aus Ängsten, Sehnsüchten, Einsamkeit, Leere, Verlust und Hilflosigkeit. Selbst den Säugling schon und später auch das älteres Kind.
Da diese Urwunde heil werden will, “kreieren” wir uns häufig eine Realität, in der wir die alten Defizite wiederbeleben. Somit haben wir die Chance, durch den neu empfundenen Schmerz tief zu schürfen. Wir dürfen schauen, woher dieser rührt, um den Urschmerz zu finden und zu heilen.
1. Urwunde: Eine der ersten Verletzungen, die wir erfahren, ist die Ablehnung
„Es war ein sonniger Tag im Kindergarten, als ich zum ersten Mal erlebte, wie ein kleiner Freund mir sagte, dass er nicht mehr mit mir spielen wolle. Das Gefühl der Ablehnung, als ob mir ein Messer mitten ins Herz sticht, ist unvergesslich. Ich spüre noch heute, wie sich mein kleines Herz damals zusammenzog.“
Dies sind die Worte einer 57-jährigen Klientin, die zu mir kam, weil sie sich sowohl in ihrem Freundeskreis als auch in ihrer Familie immer wieder abgelehnt und ausgeschlossen fühlt.
Die Ablehnung reicht weit in unsere Kindheit zurück, aber sie begleitet uns oft auch ins Erwachsenenalter. Wir sehnen uns alle nach Akzeptanz und Zugehörigkeit. Jede Form der Ablehnung verletzt uns zutiefst. Ob es sich um eine nicht beantwortete Nachricht auf Social Media oder eine Zurückweisung in einer Beziehung handelt, das Gefühl der Ablehnung kann uns in unseren Grundfesten erschüttern.
Bei Renate S., meiner Klientin, führte dieses ständige Gefühl abgelehnt zu werden dazu, dass sie sich immer mehr zurückzog. Erst auf einer psychosomatischen Reha wurde ihr klar, dass sie selbst die Verantwortung dafür übernehmen darf. Die dort begonnene Therapie will sie nun in meiner Coaching-Praxis lösungs- und systemorientiert fortsetzen.
2. Urwunde: Ein Schatten, der möglicherweise lange nachwirkt – der Vertrauensbruch
Vertrauen ist ein kostbares Gut in unseren Beziehungen zu anderen Menschen. Wird dieses Vertrauen jedoch gebrochen, hinterlässt es tiefe Narben in unserer Seele.
Ein Vertrauensbruch tritt in vielen Formen auf. Es kann der Betrug in einer romantischen Beziehung sein. Das Verraten eines Geheimnisses durch einen Freund. Durchaus auch das Versprechen, das nicht eingehalten wird. Egal, wie er sich manifestiert, der Schmerz und die Enttäuschung, die mit einem Vertrauensbruch einhergehen, sind intensiv und nachhaltig.
Ein Beispiel aus meiner Coaching-Praxis zeigt, wie tiefgreifend ein Vertrauensbruch sein kann: Sabine, eine 45-jährige Frau, hatte ihrem Partner jahrelang blind vertraut, um später herauszufinden, dass er eine Affäre hatte. Der Verrat erschütterte nicht nur ihre Beziehung, sondern hinterließ auch tiefe Spuren in ihrem Selbstverständnis als Frau. Sie fühlte sich betrogen, gedemütigt und fragte sich, ob sie jemals wieder jemandem vertrauen könnte.
Im Zuge der Aufarbeitung dieses Vertrauensbruches seitens ihres Freundes, kam Sabine dahinter, dass sie ähnliche Emotionen auch hatte, als ihr Vater ihre Mutter betrogen hat. Damals war sie erst acht Jahre alt und noch nicht wirklich in der Lage, die Zusammenhänge und Konsequenzen zu begreifen. Seinerzeit fühlte sie sich verraten, weil ihr Vater ihr Prinz, ihr Held, ihr Ein und Alles war. Und dann musste sie feststellen, dass er all dies nicht war.
Die Wunde des Vertrauensbruchs beeinflusst in vielen Facetten unser Leben. Oft entwickeln wir Schutzmechanismen, um uns vor erneuten Enttäuschungen zu bewahren. Wir werden zum Beispiel misstrauisch oder ziehen uns emotional zurück. Diese Muster hindern uns jedoch daran, in zukünftigen Beziehungen wirklich authentisch und offen zu sein.
Die Heilung einer Vertrauensbruchwunde erfordert Zeit, Selbstreflexion und möglicherweise professionelle Unterstützung. In meinem Coaching-Ansatz arbeite ich mit Sabine daran, das verloren gegangene Vertrauen in sich selbst und in andere langsam, aber stetig wieder aufzubauen. Es ist eine Reise, die Geduld erfordert. Die Belohnung ist die Möglichkeit, in neuen Beziehungen wieder echtes Vertrauen zu erleben.
3. Urwunde: Die Macht, aus der Demütigung Stärke zu schöpfen
Jeder von uns hat wahrscheinlich schon fühlen dürfen, was es heißt, öffentlich gedemütigt oder herabgesetzt zu werden. Oft in der Schule, am Arbeitsplatz oder sogar im Kreis der Familie. Die Demütigung tritt auf unterschiedlichste Weisen auf und ihr Einfluss auf unser Selbstwertgefühl ist oft tiefgreifend.
Es fühlt sich an, als würde jemand mit seinen Worten oder Taten unser Herz und unser Ego direkt treffen. Die Narben, die durch Demütigung entstehen, schmerzen über lange Zeit und beeinflussen unsere Selbstachtung nachhaltig. Doch wir sollten uns stets vor Augen führen, dass Demütigung in den meisten Fällen die Schwäche des Demütigers offenbart, nicht unsere eigene.
Die Herausforderung besteht darin, aus dieser schmerzhaften Erfahrung Stärke zu schöpfen. Demütigung kann uns dazu bewegen, uns selbst und unsere Würde auf eine neue Weise zu verteidigen. Es mag der Moment sein, in dem wir lernen, uns selbst treu zu bleiben und unsere Selbstachtung zu wahren.
Ein Beispiel aus meiner Coaching-Praxis illustriert, wie Demütigung im beruflichen Kontext auftritt: Henry, ein 34-jähriger Assistenzarzt, erlebte, von seinem Vorgesetzten vor versammelter Belegschaft öffentlich kritisiert und gedemütigt zu werden. Dieses Ereignis hinterließ tiefe Spuren in seiner Souveränität und führte dazu, dass er seine berufliche Laufbahn infrage stellte.
Schon als Kind, so erzählte er mir, war es für ihn extrem schlimm, wenn sein Vater ihn vor den Nachbarn und Freunden bezüglich seiner Sprachschwierigkeiten lächerlich machte. Er stotterte einige Jahre und war entsprechend scheu und gehemmt.
Durch unsere Zusammenarbeit gelang es Henry, die damaligen Erlebnisse mit dem Vater und die aktuelle schmerzhafte Erfahrung als Ansporn zu nutzen. Er entwickelte Strategien, um mit ähnlichen Situationen entschlossen und mutig umzugehen. Er stärkte sein Selbstbewusstsein und fand schließlich einen neuen Job in einem anderen Krankenhaus. Dort wurden seine Fähigkeiten und sein Wert anerkannt.
Die Demütigung mag uns zwar vorübergehend schwächen, aber sie ermöglicht uns auch, aus dieser Schwäche herauszuwachsen und gestärkt aus der Erfahrung hervorzugehen. Indem wir unsere Würde verteidigen und uns selbst mit Respekt begegnen, heilen wir die Wunden.
4. Urwunde: Das schmerzhafte Gefühl des Verlassenwerdens
Es ist ein Gefühl, das wohl jeder Mensch in seinem Leben schon einmal erlebt hat. Das Schmerzvolle daran ist, dass es nicht nur körperlich verlassen zu werden umfasst, sondern auch emotional und psychisch.
Das Verlassenwerden kann in verschiedenen Lebensbereichen auftreten. Zum Beispiel in Form eines Trennungsschmerzes in einer Beziehung. Auch durch den Verlust eines geliebten Menschen durch den Tod oder durch das Gefühl des sozialen Ausschlusses. Egal, in welcher Form es geschieht, das Verlassenwerden hinterlässt tiefe Narben in uns.
Wenn wir verlassen werden, fühlen wir uns oft hilflos, einsam und nicht wertgeschätzt. Es ist, als ob ein Teil von uns verloren geht, und dieser Verlust beeinflusst unsere Selbstachtung meist sehr stark. Wir hinterfragen, warum wir nicht gut genug waren, um die Person zu halten, die uns verlassen hat.
Das Beispiel von Peter, einem 50-jährigen Geschäftsmann, zeigt, wie das Verlassenwerden das Leben eines Menschen erschüttern kann. Peters langjährige Lebenspartnerin verließ ihn von heute auf morgen wegen eines anderen Mannes. Dieser Verlust führte zu einem Selbstwerteinbruch und dem Gefühl, dass er sein Leben ohne sie nicht weiterführen könne.
Schon einmal wurde Peter verlassen. Seine leibliche Mutter gab ihn direkt nach der Geburt zur Adoption frei. Bis heute hat Peter keinen Kontakt zu ihr. Er weiß nicht, wer sie ist, wo sie wohnt und wie sie lebt. Er wollte sich nie mit den Gefühlen auseinandersetzen, die ihn jetzt überrollten: Ich bin es nicht wert, dass man mich will.
Peter fand durch das Coaching, seine Selbstachtung wieder und erarbeitete sich neue Perspektiven in seinem Leben. Es war ein Prozess der Trauerarbeit und des Loslassens. Er lernte, sich selbst ehrlich zu hinterfragen: Hatte er sich und seine Persönlichkeit authentisch in die Beziehung eingebracht? Oder hatte er sich verbogen, um es seiner Partnerin recht zu machen? Was war sein Anteil am Scheitern dieser Beziehung? Er schonte sich nicht und ging letztendlich gestärkt aus dieser schmerzhaften Erfahrung heraus. Nun war ein Neuanfang möglich.
Das Verlassenwerden ist ein quälender Prozess, aber er erlaubt auch, an unserer eigenen Resilienz zu arbeiten. Wir können lernen, uns selbst zu stärken und unsere Selbstachtung unabhängig von äußeren Umständen zu entwickeln. Die Verletzungen des Verlassenwerdens heilen, und wir lernen, uns selbst zu schätzen und unser Leben in die Hand zu nehmen.
5. Urwunde: Der Kampf gegen Ungerechtigkeit
Die fünfte und letzte Urwunde der Seele, die wir in diesem Artikel betrachten, ist die Ungerechtigkeit. In vielen Fällen erleben Menschen dieses Gefühl in ihrer eigenen Familie.
In meiner Coaching-Praxis traf ich auf Lena, eine 45-jährige Frau, die nach dem Tod ihrer Eltern mit ihren beiden Geschwistern das Erbe aufteilen musste. Obwohl Lena eine enge Beziehung zu ihren Eltern hatte und in den letzten Jahren viel für sie sorgte, sollte sie den geringsten Anteil des Erbes erhalten. Die Ungerechtigkeit dieses Erbe-Aufteilens traf sie schwer.
Lena suchte meine Unterstützung, um mit dieser schmerzhaften Erfahrung umzugehen. Sie fühlte sich nicht nur finanziell benachteiligt, sondern auch emotional verraten und ungerecht behandelt. Das Gefühl, dass ihre Geschwister ihre Bemühungen und Hingabe nicht anerkannten und sie übervorteilen wollten, nagte an ihr und hinterließ tiefe emotionale Einbrüche.
Im Zuge der Aufarbeitung dieser für sie so schlimmen Situation stellte sich heraus, dass sich Lena schon als kleines Mädchen immer ungerecht behandelt fühlte. Als mittlere von drei Schwestern war sie immer diejenige, die die abgelegten Kleider der Älteren auftragen musste. Als Ältere hinsichtlich der Kleinen hieß es meist: “Mach du, die Kleine kann das noch nicht.”
Während einer Coachingsitzung meinte sie “Ungerechtigkeiten hinnehmen müssen, ist mein Beruf.”
Gemeinsam erarbeiteten wir Strategien, wie Lena mit der Benachteiligung hinsichtlich des Erbes umgehen konnte. Wir widmeten der Verarbeitung ihrer Gefühle Zeit. Ebenso dem Thema, dass sie ihre Bedürfnisse und Erwartungen in Bezug auf ihre Familie klar kommunizieren darf. Es war ein anstrengender Prozess, aber Lena begann, für ihre Rechte einzutreten und sich von den Erwartungen ihrer Familie zu lösen.
Der Fall von Lena zeigt, wie Ungerechtigkeit in der Familie nicht nur finanzielle Ungerechtigkeiten umfassen kann, sondern auch emotionale Verletzungen birgt. Solche Erfahrungen vermögen die Motivation zu sein, für unsere eigenen Rechte und Bedürfnisse einzustehen und uns von willkürlichen Situationen zu befreien.
Fazit:
Es mag auf den ersten Blick so aussehen, als ob diese Urwunden unsere Seele für immer gezeichnet hätten. Doch hier kommt die gute Nachricht: Wir sind nicht hilflos. Wir sind im Stande, diese Wunden zu heilen und aus ihnen stärker hervorzugehen.
Die Auseinandersetzung damit ist der erste Schritt zur Heilung. Das bedeutet nicht, dass wir die schmerzhaften Erlebnisse aus unserer Vergangenheit löschen, aber wir vermögen zu lernen, mit ihnen umzugehen. Indem wir unsere Wunden akzeptieren und sie in unsere Lebensgeschichte integrieren, gewinnen wir Kontrolle über unsere Gefühle und unser Leben zurück.
Jedoch – Heilung geschieht nicht über Nacht. Es ist ein Prozess, der Zeit und Geduld erfordert. Wir dürfen uns Unterstützung von Freunden, Familie oder Therapeuten holen, um uns auf dieser Reise begleiten zu lassen. Und während wir unsere Wunden heilen, erfahren wir Wachstum und Transformation. Unsere Narben werden zu Zeichen unserer Stärke und Widerstandsfähigkeit.
Die Urwunden der Seele mögen zwar schmerzhaft sein, aber sie machen uns auch zu den einzigartigen Menschen, die wir sind. Sie formen unsere Persönlichkeit, unser Mitgefühl und unsere Fähigkeit, anderen in ähnlichen Situationen zu helfen. Unsere Wunden sind nicht unser Makel, sondern unsere Krone der Weisheit.
Inspiriert von der Idee, dass Heilung möglich ist, lade ich dich ein, deine eigenen Urwunden zu erkunden und den Weg zur inneren Heilung zu beschreiten. Es ist eine Reise, die dich näher zu deinem wahren Selbst führen wird. Gerne bin ich als BewusstSEIN-Coach und Familienstellerin deine Wegbegleiterin auf dieser spannenden Reise.
Über die Autorin: Sylvia Bieber
Meine Mission ist Deine Selbstkompetenz!
Ich liebe es, wenn Klienten nach einem Coaching mit Sätzen wie: „Ich kann das“, „ich mach das“, „ich traue es mir zu“, meine Praxis verlassen und sich selbstbestimmt und unabhängig fühlen.
Gerne helfe ich auch Dir, solltest du Dich frustriert, machtlos oder angstvoll fühlen. Ich zeige Dir, wie Du das ändern kannst – und Deine Lebensfreude kehrt zurück.
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